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Bottwartal 2005

2. Bottwartal-Marathon am 16. Oktober 2005

Vor drei Wochen habe ich noch gar nicht gewusst, dass es das Flüsschen Bottwar und das gleichnamige Bottwartal gibt und nun bin ich hier meinen achten Marathon gelaufen. Eigentlich hatte ich einen Marathon für Mitte Oktober gar nicht geplant. Aber als ich in meinem aktuellen Trainingsplan für den zwei Wochen später stattfindenen Frankfurt Marathon entdeckte, dass ich am 16.10.2005 flotte 35 Kilometer absolvieren sollte, habe ich mich entschieden, Großbottwar einen Besuch abzustatten und diese 35 Kilometer im Rahmen eines Marathons zu laufen.

Schon morgens um kurz nach sieben Uhr bin ich losgefahren, um rechtzeitig ins 97 Kilometer entfernte Großbottwar zu kommen. Vielerorts war es noch neblig, was mich aber nicht störte, da der Wetterbericht Sonnenschein und Temperaturen bis zu 20 Grad vorhergesagt hatte.

Zentrale Anlaufstelle war die Kellerei Bottwartal, gleichzeitig Start und Ziel des Bottwartal-Marathons. Ich kam hier schon kurz vor 8.30 Uhr an, was mir aber nur deshalb gelang, weil ich nur 200 Meter von der Kellerei entfernt einen Parkplatz ergattern konnte. Zuerst wollten mich die Ordnungskräfte auf einen Parkplatz lotsen, der fast zwei Kilometer entfernt lag, aber ich hatte zum Glück meinen Presseausweis dabei, der mir wieder einmal gute Dienste leistete und als Eintrittskarte zu einem der VIP-Parkplätze diente.

Ich holte meine Tüte mit den Startunterlagen, die neben einigen Prospekten auch ein Brooks T-Shirt mit Bottwartal-Marathon-Aufdruck und ein Viertelliterfläschen “Riesling schamlos frisch” enthielt. Danach ging ich in den Schankraum der Kellerei, der als Aufenthalts- und Umkleideraum sowohl für Männchen, als auch für Weibchen diente. Ich hielt es hier aber nicht sehr lange aus, da noch die Weinausdünstungen vom vorabendlichen Herbstfest in der Luft hingen, was mich leicht benebelte.

Eine kleine Überraschung gab es dann noch bei der Gepäckaufbewahrung. Auf einem Schild wurde uns lapidar mitgeteilt, dass keine Sporttaschen, sondern nur die mit den Startunterlagen ausgehändigten Karstadt-Tüten (die einige Marathonis schon unachtsam weggeworfen hatten) angenommen werden. Zum Glück war die Karstadt-Tüte so groß, bzw. meine Sporttasche so klein, dass ich die komplette Sporttasche in meiner Plastiktüte verstauen und abgeben konnte.

9.52 Uhr
Acht Minuten vor dem Start füllt sich die Straße vor der Bottwartal-Kellerei. Jeder sucht ein Sonnenplätzchen, da es doch noch ein wenig frisch ist. Der Startbereich ist in drei Blöcke eingeteilt. Der rote Block darf um 10.00 Uhr starten. Der blaue Block, in dem auch ich mich befinde, wird um 10.05 Uhr auf die Strecke geschickt und die Läuferinnen und Läufer vom grünen Block müssen nochmal fünf Minuten länger warten. Alle gehen ein wenig ziellos hin und her, weil wohl keiner so recht blickt, wo nun eigentlich welcher Block ist.

10.07 Uhr
Vor zwei Minuten hat die Startkanone (ja, die hatten eine Kanone, nicht nur eine popelige Pistole) für den blauen Block geknallt. Hier bleibe ich schon das erste Mal kurz stehen und fotografiere meine Mitstreiter. Wir laufen von hier aus ein kleines Stück Richtung Süden durch Großbottwar durch, um dann nach Norden in die Nordschleife des Marathons einzuschwenken.

10.16 Uhr
Wir überqueren ein paarmal die Bottwar und laufen durch Hof und Lembach Richtung Oberstenfeld. Dabei umschweift ein knackig, ländlicher Duft unsere Nasen.

10.35 Uhr
Dann führt uns die Marathonstrecke
entlang der Bottwar durch eine schöne Landschaft und der Trasse des ehemaligen Bottwartalbähnchens mit Aussichten auf Burgen, Weinberge und Wälder. Auf manchen Passagen merkt man hier, warum der Start in zeitversetzten Blöcken erfolgen musste. Die Wege sind zum Teil so eng, dass man keine Chance hat, zu überholen.

10.46 Uhr
Unser Weg führt uns das erste Mal durch Oberstenfeld ...

10.48 Uhr
... und dann weiter Richtung Gronau.

10.53 Uhr
In Gronau (oder war das schon im benachbarten Beilstein?) laufen wir um ein großes Feld herum, an dessen Ende ein kleiner Junge mit seinem Schlagzeug sitzt und kräftig in die Felle haut.

10.58 Uhr
Die ersten 10 Kilometer sind geschafft. Ich war bisher ein wenig schneller, als in meinem Trainingsplan vorgegeben war. Schon nach dieser relativ kurzen Laufdistanz muss es wohl den ersten Schwerverletzten gegeben haben. Denn kaum bin ich am 10-km-Schild vorbei, saust ein Krankenwagen mit Blaulicht und kurz danach ein Notarztwagen mit Karacho an mir vorbei.

11.25 Uhr
Gerade bin ich an der 15-km-Verpflegungstelle in Beilstein vorbeigelaufen. Obwohl inzwischen ganz schön die Sonne auf uns knallt und wir kaum irgendwo Schatten finden, halte ich auch an dieser Verpflegungsstelle nicht zum Trinken, sondern nur zum Fotografieren an. Ich habe nämlich noch immer einen Rest in meiner eigenen Flasche, die ich grundsätzlich bei jedem Start für die ersten Kilometer bei mir trage.

11.53 Uhr
Wir sind wieder an der Bottwartal-Kellerei angelangt, wo sich Halbmarathonis und Marathonis voneinander trennen. Von hier sind es noch etwa 200 Meter bis zur Halbmarathondistanz. Die letzten 11 Kilometer bin ich etwas langsamer gelaufen, wie im Trainingsplan vorgegeben und befinde mich nun genau in der vorgegebenen Zielzeit für die erste Hälfte. Es geht mir noch richtig gut und ich genieße es, meinen ersten Marathon ohne zeitlichen Stress laufen zu können.

11.55 Uhr
Zum zweiten Mal laufe ich an diesem Tag durch den Start, um nach der Nordschleife nun die Südschleife und die zweiten 21,1 km des Bottwartal-Marathons in Angriff zu nehmen.

11.58 Uhr
Unsere Route führt zuerst am Marktplatz von Großbottwar vorbei, wo uns eine Menge Zuschauer jubelnd begrüßen.

12.00 Uhr
Ein paar Meter weiter entdecke ich dieses Denkmal mit der Aufschrift “49 Grad - Karlsruhe, Großbottwar, Regensburg”. Cool - ich wusste gar nicht, dass ich mich gerade auf gleicher Höhe mit Karlsruhe befinde. Rein gefühlsmäßig hätte ich gedacht, dass Großbottwar etwas nördlicher liegt als meine Heimatstadt.

12.05 Uhr
Unser Weg führt entlang der Bottwar aus Großbottwar heraus, der Sonne Richtung Süden entgegen nach Kleinbottwar. Ab hier wird es einsam. Die letztlich 573 Finisher der Marathonstrecke beginnen sich mehr und mehr zu verteilen. Auf diesem Weg laufe ich später minutenlang, ohne auch nur einem anderen Mitläufer in die Quere zu kommen. Zuschauer hat es hier selbstverständlich auch kaum. Man trifft nur auf ein paar vereinzelte Spaziergänger, die aber alle für jeden einzelnen Läufer klatschen und anerkennende und bewundernde Worte rufen.

12.39 Uhr
Kurz vor Kilometer 30 gehts über die Bottwar zum Örtchen Murr. Auf den letzten Kilometern haben wir Steinheim hinter uns gelassen und das Flüsschen Murr überquert. Ich laufe die ganze Zeit in meinem persönlichen Wohlfühltempo und obwohl die Beine langsam schwerer werden, kann ich noch entspannt weiterlaufen.

Um mir die Zeit zu vertreiben quatsche ich auf den folgenden Kilometern wirklich jeden an, den ich treffe. Ich rede mit einem Läufer, der wie ich an diesem Tag auch nur einen Trainingsmarathon läuft, weil er eine Woche später in Schwäbisch Gmünd einen 50 Kilometerlauf absolvieren möchte; ich rede mit einer Frau, die wie ich heute ihren 8. Marathon läuft und einfach nur unter vier Stunden ins Ziel kommen möchte; ich frage erstaunt einen Läufer mit T-Shirt-Aufschrift “5500 Höhenmeter” wo man denn einen so verrückten Lauf machen kann, aber er klärt mich auf, dass es sich hierbei nicht um einen Lauf, sondern um eine 240 Kilometer Radstrecke in Sölden handelt, die er erfolgreich gefahren ist und dass er heute seinen ersten Marathon läuft, ....

13.08 Uhr
Ich habe mein Trainingsziel erreicht. Jetzt könnte ich eigentlich Feierabend machen. Mein Trainingsplan sah vor, dass ich die 35 Kilometer in 3 Stunden und 11 Minuten laufe. Ich war also doch ein wenig zu schnell und habe die Strecke in 3:03 geschafft. Ich halte kurz an, zücke meine Digitalkamera und bekomme sofort das freundliche Angebot eines weiblichen Streckenpostens, mich zu fotografieren.

13.30 Uhr
Hier laufe ich, glaube ich, durch Kleinbottwar. Die letzten Kilometer habe ich ganz, ganz langsam zurückgelegt. Schließlich habe ich mein Trainingsziel für diesen Tag ja schon erreicht und schließlich möchte ich mich ja nicht platt machen und mir damit meinen Start in zwei Wochen in Frankfurt verderben, bei dem ich gerne meine neue persönliche Bestzeit laufen möchte. Ab dem Kilometerschild 38 gehe ich sogar auf einer Strecke von etwa 200 Metern. Aber das geht mir dann doch zu langsam voran und ich verfalle wieder in ein leichtes Traben.

Auf dem ganzen Weg gibt es nur wenige Zuschauer. Innerhalb der Ortschaften stehen allerdings an jeder Ecke 5-10 Personen, die jedem Läufer so begeistert zujubeln, dass man meinen könnte, 50-100 Zuschauer wären da. Was die Zuschauer betrifft, so besticht dieser Marathon zwar nicht durch die Quantität der Zuschauer, aber auf jeden Fall durch deren Qualität. Wirklich alle Bottwartaler haben geklatscht, gejubelt, getrommelt, mit der Rätsche gerattert, gepfiffen, getrompetet und und und ... Viele saßen auch mit der Teilnehmerliste am Straßenrand, haben schnell den Namen eines sich nähernden Läufers anhand dessen Startnummer herausgesucht und ihn dann mit Vornamen gerufen und versucht zu motivieren.

13.46 Uhr
Nur noch etwa 1,5 Kilometer bis zum Ziel. Jetzt bin ich doch froh, wenn der Lauf endlich vorbei ist. Während am Anfang die Kilometerschilder nur so an mir vorbeigeflogen sind, haben sich die letzten sechs Kilometer aufgrund der geringen Geschwindigkeit und der zunehmenden Müdigkeit doch ziemlich gezogen. Jetzt noch ein paar Meter durch Großbottwar, dann nocheimal auf einem schmalen Wegchen an der Bottwar entlang zurück bis zur Kellerei und ich habe es geschafft.

13.56 Uhr
Ich bin im Ziel. Meinen ersten Trainingsmarathon habe ich in 3:49:03 beendet. Ich trinke eine Kleinigkeit und da ich nicht weiss, wo die Duschen sind, mache mich sofort auf den Weg zurück nach Karlsruhe, wo ich zum Glück staufrei gegen 15.30 Uhr ankomme.

Klaus Eppele beim 2. Bottwartal Marathon 2005 

Autor:
Klaus Eppele
www.welcheinglueck.de